„ich habe ja ganz an meinen Koffer vergessen“. Divergenzen zwischen ,reichsdeutscher‘, österreichischer und Prager Normauffassung um 1910 am Beispiel von Franz Kafkas Sprachmanagement im Schriftdeutschen

Bd.4,Nr.1-2(2011)

Abstract
Der Aufsatz untersucht Franz Kafkas Sprachmanagement bei der Produktion und Veröffentlichung literarischer Prosa vor dem Hintergrund der Normdivergenz im deutschen Sprachraum um 1910. Mit Referenz auf Ulrich Ammons Konzept des von Kodizes, Sprachexperten, Normautoritäten und Modellsprechern/-schreibern gebildeten sozialen Kräftefeldes, das eine Standardvarietät bestimmt, wird exemplarisch der Vorbildcharakter der reichsdeutschen Schriftnorm des Deutschen für Prager deutsche Schriftsteller mit überregionalen Publikationsambitionen gezeigt. Anhand dreier regional markierter sprachlicher Formen, die dem österreichischen (vergessen an + Akk.) oder dem Prager (paar ohne Artikel) Standard des Deutschen angehörten bzw. einen Grenzfall des österreichischen Standards darstellten (Subjunktion bis zum Ausdruck von Vorzeitigkeit), soll deutlich gemacht werden, dass sich Kafka zwar oft, jedoch nicht immer durch Hinweise befreundeter Sprachexperten oder editorische Eingriffe der reichsdeutschen Verlage, die seine Prosa herausgaben, zu künftiger Korrektur-Implementierung in seinem literarischen Deutsch veranlassen ließ.

Schlagworte:
Franz Kafka; language management; divergence between language standards; Austrian standard German; standard German of the German Empire; Prague standard German; social field of force; Sprachmanagement; Normdivergenz; österreichische Standardvarietät des Deutschen; Reichsdeutsche Standardvarietät des Deutschen; Prager Standardvarietät des Deutschen; soziales Kräftefeld
Metriky

0

Crossref logo

0


161

Views

273

PDF views